Die Geschichte der Stiftung
Unsere Stiftung ist sehr alt. Dem Historiker Wolfgang Zorn zufolge können nur wenige Stiftungen auf über 450 Jahre zurückblicken. Darin bekunde sich nicht nur „Augsburger Traditionalismus, sondern auch Anerkennung des besten Wollens und der segenreichen Fürsorgeleistung“.
Das Evangelische Waisenhaus Augsburg wurde am 2. Oktober 1572 auf Betreiben des damaligen obersten Säckelmeisters Hans Stöcklin vom Rat der Stadt gegründet. Zur gemeinschaftlichen Erziehung der evangelischen Waisen diente zunächst das Haus Bäckergasse Lit.A135, das von der Stadt erworben und mit Hilfe von Stiftungen wohltätiger Bürger entsprechend ausgestattet worden war. Im Jahr 1630 verwandelte das Restitutionsedikt von 1629 das Waisenhaus in ein katholisches Institut. Die evangelischen Erzieher und Lehrer mussten das Haus verlassen und die Aufsicht protestantischer Ratsmitglieder endete. Der Westfälische Friede von 1648 gab das Haus den evangelischen Bürgern wieder zurück, während die katholischen Bürger ein eigenes Waisenhaus erhielten.
Als die Unterkunft in der Bäckergasse, die zeitweise mit 320 Kindern belegt war, nicht mehr den damaligen Vorstellungen entsprach, erwarb die Stadt das Wohnhaus Unterer Graben 6, das am 11. November 1700 mit einem Gottesdienst eingeweiht und bezogen werden konnte.
Der drohenden Auflösung des Evangelischen Waisenhauses half im Jahre 1809 eine Zuwendung von 27.000 Gulden der Klauckeschen Stiftungsdirektion und im Jahre 1825 eine ähnlich hohe Stiftung des Finanzrates Johann Lorenz Freiherr von Schaezler ab.
1923 nahm das Haus Unterer Graben 6 nach einer baulichen Erweiterung ein evangelisches Säuglings- und Kleinkinderheim mit 60 Betten auf, das 1915 von einem eigenen Rechtsträger, dem „Evangelischen Jugendheim e.V. Augsburg“, gegründet worden war.
Das Evangelische Klauckehaus, ursprünglich evangelisches Armenkinderhaus genannt, verdankt seine Entstehung dem Bürger Bartholomäus Kraus, der unter dem Einfluss von August Hermann Francke seinen Besitz und seine Liebe den Armen der Stadt zuwandte.
Von 1706 an befand sich die Anstalt im heutigen Maximilianmuseum und in dessen Rückgebäude an der Annastrasse. Mit dem Kauferlös für diesen Besitz, mit Hilfe der Klauckeschen Stiftung und eines Legates des Privatiers Johann Jakob Schüle wurde 1849 das Anwesen an der Langen Gasse 11 erworben und darauf ein neues Anstaltsgebäude erbaut., dessen feierliche Eröffnung am 10. November 1853 stattfand.
Im zweiten Weltkrieg 1939-1945 wurden die Häuser Unterer Graben 6 und Lange Gasse 11 beschädigt und die beiden Kinderheime evakuiert. Nach Wiederbeginn der Erziehungsarbeit stellte sich heraus, dass die alten Gebäude die räumlichen und sanitären Voraussetzungen für eine den Erfordernissen der Gegenwart angemessene Heimerziehung nicht mehr bieten können.
Die drei Rechtsträger der Augsburger evangelischen Kinderarbeit, das Evangelische Waisenhaus, das Evangelische Klauckehaus e.V. und das Evangelische Jugendheim e.V. waren deshalb 1964 übereingekommen, sich zu vereinigen, zur gemeinsamen Fortführung ihrer evangelischen kirchlichen Tradition ihre Kraft und ihr Vermögen zusammenzulegen und für die ihnen obliegenden erzieherischen Aufgaben neue bauliche Grundlagen zu schaffen. Zu diesem Zweck wurden ein neues Kleinkinder- und Säuglingsheim am Unteren Graben bei den Sieben Kindeln und ein Kinderheim-Neubau für Kinder und Jugendliche an der Karwendelstraße in Augsburg-Hochzoll („Deffnerhaus“) errichtet. (Siehe Bild Friedrich Deffner). Während das Säuglingsheim 1970 stillgelegt wurde (heute: „Mahlerhaus“) entwickelte sich das Kinderheim in Hochzoll zu einem modernen Kinder- und Jugendhilfezentrum, das der Fortentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im vollen Umfang Rechnung trägt. Im Jahre 2012 feierte die Stiftung den 440. Jahrestag ihrer Gründung. (Siehe auch www.evki-augsburg.de)